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Endlich konnten wir gemeinsam lernen

Wie eine junge Lehrerin mit dem Brain-Gym-Programm über sich hinauswuchs und ihre Klassen-Ungeheuer zähmte.

Es gibt wohl kaum einen Prozess, der mit persönlichem Wachstum so eng verknüpft ist wie der des Lernens. Spätestens mit dem ersten Schultag bekommt das Erfahren und Begreifen Strukturen. Es gibt plötzlich Menschen, die uns vorgeschriebenen Inhalt in einer fest definierten Zeit lehren sollen. Doch wenn eines der Zahnräder im System hakt, bleibt der gesamte Prozess stecken. Auslöser können Stress oder die äußeren Strukturen sein. Hier bietet das Brain-Gym-Programm nach Paul E. Dennison wertvolle Lösungsansätze, die Lernen mit Spaß und Leichtigkeit wieder möglich machen sollen. Dabei werden ganz konkrete Verknüpfungen von Bewegung, Stressabbau und Lernen hergestellt und genutzt, um Blockaden zu lösen. Wie so etwas in der Praxis aussehen kann, berichtet eine Grundschullehrerin in diesem Beitrag aus der Reihe „So war’s bei mir“. Sie war mit einer ganz besonderen Situation konfrontiert, die sie zunächst an ihr Grenzen brachte, aber schließlich dafür sorgte, dass sie über sich hinauswuchs.

„Kann ich nich“, stand in krakeliger Kinderschrift unter der Klassenarbeit. Andere Zettel blieben leer und wieder andere waren voll mit Zahlen und Rechenversuchen, aus denen man die Anstrengung ablesen konnte, mit der versucht worden war, die Aufgaben vergeblich zu lösen. Beim Austeilen der Arbeiten trafen mich die enttäuschten Blicke der Kinder wie ein Schlag in den Magen. Trauer und Resignation lassen sich eben nicht verstecken. Selbst dann nicht, wenn man sich als Achtjähriger die coolste Fassade aus harten Worten und düsterem Gangster-Style errichtet hat, zu der man als kleiner Mensch eben so fähig ist.

Sollte es das jetzt gewesen sein?

Ich spürte einen Klos im Hals. Aus Trauer über die Ignoranz der Eltern, aus Verzweiflung über die Ohnmacht, aus Wut über das völlig fehlerhafte System. Aus Mitleid für die Kinder und irgendwie auch aus diesem Gefühl, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Ich musste den Raum verlassen. Tränen liefen mir über das Gesicht. Sollte es das jetzt gewesen sein? Ich hatte doch Visionen: Ich wollte Kinder beim Lernen begleiten. Ich wollte mit ihnen gemeinsam immer wieder entdecken was es für ein Abenteuer es ist, wenn Buchstaben plötzlich zu Worten, zu Sätzen und zu ganzen Geschichten werden. Und ich hatte gehofft, ich könnte Schule moderner machen.

Zwei hatten schon aufgegeben, ich war Mathelehrerin Nummer drei
Und jetzt stand ich da, mit meinen Träumen: neben einem Klassenraum einer Grundschule – mitten im Hamburger Sozialbrennpunkt. Hinter mir mein abgeschlossenes Studium, mein Referendariat und das Staatsexamen. Vor mir ein bunter Haufen mit 24 Köpfen, doppelt so vielen Armen und tausend Stimmen in hundert Sprachen. Dieses Ungeheuer aus völlig unkontrollierbaren Drittklässlern hatte seine Macht schon an zwei anderen Lehrer-Kollegen erfolgreich demonstriert und sie aus seiner Höhle vertrieben. Ich war also Mathelehrerin Nummer drei.

Unterrichten und Lernen waren unmöglich
Gegenstände flogen durch den Raum, die Kinder bewegten sich unkontrolliert, waren absolut resistent für Anweisungen oder Ansprache. Es wurde gespielt, gelacht, laut getönt, geredet, sich geschlagen, getobt und vor allem: Ich wurde ignoriert. An Lernen war nicht zu denken. Keine Sekunde. Nicht nur, weil die Kinder in keiner Minute ernsthaft aufnahmefähig gewesen wären. Auch, weil viele von ihnen nicht einmal die nötigen Dinge wie Stifte oder Hefte gehabt hätten. Die von der Regierung vorgegebenen Lernziele waren so weit weg von dieser Realität, dass selbst der erste Schritt auf sie zu unsinnig erschien.

Move & Learn-Workshop brachte die Wende
Zum Glück zeigen sich im Leben oft neue Wege, wenn man meint, in einer Sackgasse zu stecken. So kam es, dass ich auf die Lernchance als Institut für Kinesiologie aufmerksam wurde. Und dort den Workshop „Move&Learn“ fand. Ich nutzte die Gelegenheit und nahm an einem einzigen Nachmittag so viel Neues und Wertvolles für meine Schüler und mich mit, dass ich es kaum erwarten konnte, die Übungen aus dem Brain-Gym-Programm mit meinen Kindern auszuprobieren. Ich begann gleich am nächsten Tag: Von da an hat sich so unglaublich viel zum Positiven verändert!

Zum ersten Mal hörten mir dir Schüler zu

Ich nutzte den Überraschungsmoment, als ich das morgendliche Ritual des Drittklässler-Ungeheuers störte und alle bat, sich im Kreis aufzustellen. Ich wollte, dass sich die Kinder bewegten, aber nach Anweisung und dabei nach Möglichkeit nicht (wieder) den Klassenraum zerlegten. Also stellte ich eine konkrete Aufgabe: Eine Nuss sollte im Kreis herumgegeben werden. Und zwar so, dass sie bei jedem Kind durch beide Hände wanderte. Eine simple Aufgaben, aber eine große Herausforderung für den zuvor unkontrollierbaren Haufen. Ich staunte wie schnell die Kinder bei der Sache waren und gemeinsam die Aufgabe lösten. Und noch etwas trat zum allerersten Mal ein: Ich hatte die volle Aufmerksamkeit. Die Kinder waren total begeistert. Endlich ein Erfolgserlebnis – für die Klasse und für jeden Einzelnen. Sie waren motiviert. Alle hielten sich an die Spielregeln.

Motorische Defizite als Indiz für Lernblockade

Als nächstes machte ich mit den Kindern Überkreuzbewegungen am Platz: erst die Knie, dann die Knöchel, dann vorne und hinten abwechselnd. Der Versuch startete holprig, denn dass diese Bewegungen klappen, ist alles andere als selbstverständlich. Vielmehr wusste ich seit des Brain-Gym-Seminars in der Lernchance, dass genau diese motorischen Defizite als Indiz für vorliegende Lernblockaden gelten können. Also gab ich den Kindern Routine und Zeit. Und sie gaben mir dafür ihre Aufmerksamkeit. Endlich konnten wir gemeinsam lernen.

Den Notenschnitt deutlich verbessert

Mir war klar, dass der Einstieg in das Brain-Gym-Programm und die vielen weiteren Übungen daraus den Kindern geholfen hatten. Doch wie groß der Effekt tatsächlich gewesen sein sollte, das überraschte selbst mich. Wir schrieben die nächste Klassenarbeit. Wieder ging es – wie schon bei der ersten – um Addition und Subtraktion. Dieses Mal allerdings in einem größeren Zahlenraum. Die Ergebnisse: Nur noch eine einzige Fünf – statt zuvor fünf – und fünf statt zuvor nur zwei Einsen! Im direkten Vergleich, der sich wegen der Ähnlichkeit der beiden Arbeiten absolut anbot, zeigte sich ein Notenschnitt von:

Mathearbeit in der 3. Klasse (ohne Brain-Gym-Übungen)

1  2  3  4  5
2  4  6  6  5

Mathearbeit in der 4. Klasse (nach den Brain-Gym-Übungen)

1  2   3  4  5
5 11  2  4  1

Dieses Mal trafen mich die erstaunten Blicke der Kinder beim Verteilen der Klassenarbeit mitten ins Herz: Ich sah wie stolz sie auf sich und ihre Leistung waren und wie groß bei vielen die Verwunderung war über den eigenen Erfolg. Der wurde auch seitens der Schulleitung und einiger Kollegen bewundernd zur Kenntnis genommen.

Lehren und Lernen auf Augenhöhe

Die Übungen sind mittlerweile fester Bestandteil meines Unterrichts und werden von den Schülern schon sehnsüchtig erwartet. Für die Kinder und mich hat sich der Alltag sehr verändert, vor allem das Verhältnis zwischen uns. Sie hören auf mich und wir gehen gegenseitig respektvoller miteinander um. Ich würde sagen: Wir begegnen uns auf Augenhöhe. Wir können miteinander lernen. Und ja, ich habe meine Visionen wieder – oder besser gesagt immer noch. Auch wenn ich weiß, dass nicht die Kinder, sondern das völlig veraltete System Schule das Problem ist. Es ist dringend nötig, dass hier etwas passiert. Und zwar schnellstmöglich. Ich halte an meinen Visionen fest und weiß jetzt, wie ich sie mit dem Brain-Gym-Programm umsetzen kann. Dass sich das lohnt, das zeigt mir mein inzwischen sehr lieb gewonnenes und kooperatives Klassen-Ungeheuer jedes Mal aufs Neue. Denn eines sollten Lehrer, Eltern und vor allem Politik nie aus den Augen verlieren: Es geht bei allem, was wir in und mit der Schule tun, um kleine Menschen mit verletzlichen Seelen, ihre Träume und um ihre Zukunft.

Hinweis

Dieser Artikel berichtet über die ganz persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, die Menschen in und mit der Lernchance, einem Ausbildungsinstitut für Kinesiologie in Hamburg, machen und gemacht haben. Sie sind weder Garantie für einen bestimmten Erfolg oder Veränderungsprozess, noch übertragbar auf vergleichbare Situationen, da unsere Arbeit sowie die Prozesse individuell sind. Alle Texte sind Eigentum der Lernchance und dürfen nicht ohne Einverständnis vervielfältigt oder übernommen werden. Fragen und Kommentare zu unseren Berichten senden Sie gern an info@die-lernchance.de. Ausführliche Informationen über Kinesiologie, die Ausbildungen oder über unsere Arbeit in der Lernchance erhalten Sie unter www.die-lernchance.de.

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