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Danke, liebe Angst!

Wie mich meine Angst davor rettete, jemand zu werden, der ich nie sein wollte.

Sie ist wohl eines der letzten Tabu-Themen unserer modernen und hippen Gesellschaft: Angst. Gleichzeitig gibt es unzählige Menschen, die unter ihr leiden, für die sie immer und überall präsent ist. Aber wofür ist Angst eigentlich da? Evolutionär betrachtet soll sie uns beim Überleben helfen, soll dafür sorgen, dass wir nicht gedankenlos in ein Feuer rennen oder voller Begeisterung einen wilden Tiger umarmen wollen. Offene Feuer in der Wildnis und Raubtiere treffen wir in unserem Alltag verhältnismäßig selten an. Trotzdem hilft die Angst uns auch hier, genau dahin zu schauen, wo es hakt. Wo eine vermeintliche Gefahr auf uns zu warten scheint. Das erfordert Mut. Aber gelingt es einem, das Fürchterliche genau zu betrachten, warten oft große Erkenntnisse auf uns. So wie bei mir…

Mein persönlicher Erfahrungsbericht aus dem Seminar „Mut und Stärke“

Ich war wütend. Enttäuscht. Sauer. Und es war mir peinlich. Ich stand vor der Gruppe, stammelte wie eine hakende Nähmaschine. Ich verlor den Faden, kein Teil passte mehr auf das andere. Die Blicke der Zuhörer lagen auf mir wie Blei und wurden mit jeder Sekunde schwerer. Sie wurden mir schließlich eine solche Last, dass ich in mich zusammensackte. Meine Schultern fielen leblos nach vorne und meine Hände hatten keine Kraft mehr, das Papier mit den Stichpunkten zu halten. Die körperliche Erschöpfung war kaum zu ertragen. Aus allen Richtungen trafen mich die fragenden Blicke wie Nadelstiche. Viel mehr weh taten mir aber die Augenpaare, die sich schon längst von mir und meiner armseligen Vorstellung abgewandt hatten. Kurz hatte ich das Gefühl, ich könnte mich von oben selber betrachten: dieses unsichere Persönchen mit heiß glühenden Wangen, hängenden Schultern, den Blick verlegen auf den Boden gerichtet. Ein kleines Etwas, das nur unter großer Anstrengung Worte herausbrachte, aber keinen Inhalt. Das sollte ich sein? Ich? Ausgerechnet? Ich, die schon vor hunderten Menschen auf der Bühne stand und mit Herzblut Musicals geschmettert hatte und anschließend gefeiert wurde? Ich, die schon als Kind in großen Theatern getanzt hatte als wäre es das normalste der Welt? Ich, die es liebte, mit kreativen Ideen zu begeistern? Ich, die im späteren Berufsleben souverän mit Vorständen und Geschäftsführern verhandelt hatte?
Unter Aufwendung der letzten Kraftreserve beendete ich den kläglichen Versuch eines Vortrags. „Sorry, jetzt weiß ich nicht mehr weiter.“ Dieser Satz war Erlösung und Todesstoß in einem.

Wo war die strahlende Frau, die ich einmal gewesen war?

Was war passiert mit der mutigen, strahlenden und so selbstsicheren Frau, die ich doch vor noch gar nicht so langer Zeit gewesen war? Wo war sie? Ich versuchte zu ergründen, zu verstehen, zu analysieren. Ich ging – nein, ich flüchtete – ins Bad und suchte sie im Spiegel. Aber ich fand weder sie, noch eine Antwort. Eine Träne mit schwarzer Wimperntusche rollte mir über die Wange. Na toll, das hatte noch gefehlt: Jetzt fang ich auch noch an zu heulen…

Diesen Zusammenhang hätte ich nicht einmal ahnen können

Nachdem ich die offensichtlichen Spuren meines verrutschten Selbstwertgefühls mit einem Taschentuch beseitigt hatte, begannen wir mit den Balancen. Mich nochmal mit mir auseinandersetzen? Mit diesem Häufchen Elend, dass nicht mal drei Minuten am Stück frei sprechen kann? Das war so ziemlich das Schlimmste, das ich mir grade vorstellen konnte. Aber tatsächlich das Beste, das mir passiert ist. Denn das Gespräch in geschützter Umgebung, kombiniert mit der kinesiologischen Arbeit enthüllte einen Zusammenhang, den ich bewusst nie gesehen hätte. Vermutlich noch nicht einmal geahnt: Es hatte einen Punkt in meinem Leben gegeben, der mir ein völlig verdrehtes Verhaltensmuster in meinen Körper, Geist und vor allem in meine Seele gebrannt hatte: „Wenn du dich nicht kümmerst, geht’s vor die Hunde“. So lautete meine unbewusste Schlussfolgerung aus einer konkreten Erfahrung, die mich das Leben gelehrt hatte. Und die hatte ich dermaßen verinnerlicht, dass ich seitdem für andere sorgte. Immer. Kompromisslos. Im Ergebnis ließ das keine Zeit mehr für mich. Weder um auszuruhen, noch um meine ganz persönlichen Angelegenheiten zu regeln. Geschweige denn Vorträge so vorzubereiten, dass ich mich damit gut und sicher fühlen konnte. Natürlich hatte ich immer wieder die schlauen Ratschläge aus meinem Umfeld wahrgenommen: „Du musst mal ruhiger werden“, „Ich kann das doch auch übernehmen“, oder „Du musst auch mal ‚nein‘ sagen“. Eine echte Hilfe waren diese Bauernweisheiten für mich aber nie. Kein Wunder: Wussten doch weder ich noch die Anderen von meinem inneren Sabotage-Programm. Genau dieses Muster und die damit verbundenen Emotionen, die mich vor vielen Jahren unterbewusst umprogrammiert hatten, lösten wir auf.

Ich war spontan verliebt – in mich

Wie wertvoll fand ich plötzlich all die Tränen. Wie stolz war ich jetzt auf diesen völlig verkorksten Vortrag. Und wie mutig fand ich auf einmal die Person, die mich mit verschmiertem Make Up im Spiegel anlächelte. Ja: lächelte. Und schließlich sogar lachte. Lachen? Das hatte es doch so lange nicht mehr gegeben. Und wie gut mir das stand! Ich war spontan verliebt. Längst hatte ich mich aufgerichtet, meine Schultern waren in ihre stabile Ausgangslage gerutscht und ich hörte mich bei der Abschlussrunde mit ruhiger und klarer Stimme sprechen.

Der erste Schritt

Ich hatte nicht versagt. Im Gegenteil: Ich hatte mich durch meine Vortrags-Panik selber davor gerettet, jemand zu sein, der ich gar nicht war. Ich hatte mich wiedergefunden. Oder zumindest den ersten Schritt auf mich zu gemacht. Diesen Weg gehe ich weiter. Heute setze ich mein Ziel, „Ich kümmere mich um mich“, in einem fest definierten Rahmen um. Mit Freude und Leichtigkeit. Ganz ohne schlechtes Gewissen. Das nächste Referat ist auch schon in Vorbereitung. Ich freue mich aufs Vortragen!

Hinweis

Dieser Artikel berichtet über die ganz persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, die Menschen in und mit der Lernchance, einem Ausbildungsinstitut für Kinesiologie in Hamburg, machen und gemacht haben. Sie sind weder Garantie für einen bestimmten Erfolg oder Veränderungsprozess, noch übertragbar auf vergleichbare Situationen, da unsere Arbeit sowie die Prozesse individuell sind. Alle Texte sind Eigentum der Lernchance und dürfen nicht ohne Einverständnis vervielfältigt oder übernommen werden. Fragen und Kommentare zu unseren Berichten senden Sie gern an info@die-lernchance.de. Ausführliche Informationen über Kinesiologie, die Ausbildungen oder über unsere Arbeit in der Lernchance erhalten Sie unter www.die-lernchance.de.

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